
Als die kleine Schneeflocke ‚leise rieselte’
Lange hat die kleine Schneeflocke gewartet. Heute endlich wollte sie auch auf die Erde hinab wirbeln.
„Du musst noch warten“, sagte die Wolke. „In der Stadt unter uns ist es zu warm für dich.“
„Stimmt nicht! Ich höre Musik und ich höre Gesang: ‚Leise rieselt der Schnee’. Hörst du? Also werde ich nun leise rieseln.“
Schnell machte sich die kleine Schneeflocke auf den Weg, den bunten Lichtern und liebliche Melodien entgegen.
„Leise riesle ich heut vom Himmel hin zu den Leut’ …“ sang sie.
Fröhlich wirbelte sie durch die Luft, wiegte sich im Wind, tanzte mit einem Blatt.
Schließlich landete sie mitten auf einer dicken Nase. Sie gehörte zu dem Weihnachtsmann, der vor dem Kaufhaus stand und gerade gegen einen Niesreiz ankämpfte.
Auf und ab hüpfte die kleine Schneeflocke auf des Weihnachtsmannes Nase. Und warm war ihr. Sehr warm.
„Eine komische Welt ist das.“ Vor Aufregung begann sie zu schwitzen. Ihre Kristallarme wurden schwer und sie fühlte sich auf einmal so nass… ss… sss…
Schon hatte sich die übermütige Schneeflocke in einen Wassertropfen verwandelt und der tropfte von der Weihnachtsmannnase auf die Straße.
Die Schneeflocke war traurig. Sie ärgerte sich auch.
„Ich komme wieder“, rief sie und es schien fast, als drohte sie mit den Fäusten. „Ihr werdet es schon sehen!“
© Elke Bräunling