Internetsilvester – 31. Dezember

Ich wünsche allen einen guten Rutsch in ein Jahr voller Zufriedenheit und Glück.

Internet-Silvester

Pia und Pit sind stinksauer. Heute ist Silvester, und alle feiern große Feste oder haben sich sonst irgendetwas Aufregendes einfallen lassen. Nur sie sitzen mit Opa alleine zu Hause. Tante Marie hat nämlich heute Morgen ein Baby bekommen, und Mama und Papa sind gleich zu ihr gefahren um zu gratulieren.

Pia und Pit würden am liebsten weinen. Vor Wut aber!

“So´n Quatsch”, mault Pia. “Hauptsache, das Baby ist da!”

“Und es ist gesund”, sagt Opa.

“Silvester”, schimpft Pit, “verpennt es sowieso. Was aber wird aus uns?”

Die beiden sind enttäuscht. Tolle Pläne hatten sie für diesen letzten Tag im Jahr gemacht. Zuerst wollten sie mit Papa Feuerwerk kaufen und den Partykeller schmücken, und am Abend wären Freunde zum Feiern gekommen. Nun aber ist alles abgesagt, und Pia und Pit müssen mit Opa alleine feiern. Nicht einmal Feuerwerk haben sie. Opa mag das nämlich nicht leiden, weil es ihn an den Krieg erinnert und weil es die Tiere erschreckt. Naja, verstehen können Pia und Pit Opas Meinung, aber an Silvester muss man doch auch mal eine Ausnahme machen können, oder?

“Blöd”, brummt Pia. “Alle feiern. Nur wir langweilen uns zu Tode!” “Total alleine sitzen wir hier rum. Gemein!“, sagt Pit düster.

Alleine? Und ich?”, fragt Opa gekränkt. “Bin ich niemand? Wir können doch auch anders aufregend das neue Jahr feiern. Und zwar ganz woanders.“

“Wie das denn?”, fragt Pia.

Opa grinst. “Ich habe eine Idee! Holt mal euren Atlas!”

Und während Pit brummelnd auf Atlassuche geht, schaltet Opa den Computer ein. “Im Internet”, sagt er und grinst noch mehr, “finden wir nämlich auch all die Orte, an denen es gerade Null Uhr ist und das neue Jahr beginnt.”

Ehe sich Pia und Pit versehen, hackt Opa auf die Computertasten ein und surft mit der Maus -klick,klick,klick-auf dem Bildschirm herum. Ein Bild erscheint. Es ist eine Insel. “Das ist ein Webcam-Bild von den Virgin Islands”, erklärt Opa stolz. “Es zeigt euch, wie es jetzt gerade dort aussieht. Und seht ihr die Uhr am oberen Bildrand? 23.40 Uhr ist es. In zwanzig Minuten beginnt dort das neue Jahr, denn es ist die östlichste Insel der Welt, und dort beginnt der neue Tag und damit das neue Jahr am frühesten. Später reisen wir dann nach Neuseeland weiter und dann schauen wir mal, wie die Menschen in Sydney feiern, und dann…”

Pia und Pit vergessen, vor lauter Staunen den Mund zu schließen. Woher wusste Opa das nur alles? Noch ehe sie fragen können, ruft Opa:

“Beeilt euch, gleich können wir das neue Jahrtausend auf den Virgin Islands begrüßen.”

“Das ist ja super!”, ruft Pia. “Dann feiern wir den ganzen Tag nun Silvester!”

“Stimmt”, sagt Opa und lächelt. “Wir sitzen gemütlich zu Hause und betrachten uns die echten Bilder im Internet.” Er grinst wieder und greift zum Telefon. “Und damit wir nicht vor lauter Feiern verhungern, bestellen wir uns die größte Pizza unseres Lebens, einverstanden?”

“Einverstanden!”, rufen Pia und Pit. Sie sind jetzt gar nicht mehr traurig, dass die Fete im Keller ausgefallen ist. Wie auch bei sooo einem tollen Opa!?

© Elke Bräunling

Das Weihnachtsmärchen und die Märchenfee – 30. Dezember


Das Weihnachtsmärchen und die Märchenfee

Einmal wollte ein Märchen ein ganz besonderes Märchen sein, das die Menschen ins Weihnachtsland zu verzaubern vermochte.

„Mach aus mir ein Weihnachtszaubermärchen!“, bat es die Märchenfee in den Tagen vor Weihnachten.

„Das ist ein außergewöhnlicher Wunsch“, staunte die Fee.

„Stimmt“, sagte das Märchen. „Ich möchte den Menschen eine Freude
bringen, die man nicht kaufen und in bunte Päckchen packen kann.“

Die Märchenfee seufzte. „So ein Märchen gibt es nicht. Oder glaubst du an Märchen?“

Das Märchen nickte. „Ich bin doch selber eins!“

„Du bist hartnäckig. Ich werde darüber nachdenken.“

Die Märchenfee grübelte lange. Dann hatte sie eine Idee.

„Du wirst zur Weihnachtszeit im Traum zu den Menschen kommen. Ein Traumzaubermärchen wirst du sein.“

Das Märchen machte einen Freudenluftsprung.

„Ein Traumzauberweihnachtsmärchen. Wie schön.“ Es war glücklich. „Jetzt
bin ich das schönste Märchen auf der Welt und alle werden mich lieb
haben.“

Und so war es auch. Das Traumzauberweihnachtsmärchen wurde zum
Lieblingsmärchen der Menschen. Ganz besonders der Kinder. Es war
überall, wenn man es auch nicht im Fernseher und nicht auf CDs hören
konnte. Aber es war da, in den Herzen der Menschen, und es schenkte
ihnen in der Weihnachtszeit wunderschöne Träume.

Du kennst es noch nicht? Warte! Bestimmt kommt es auch noch zu dir. Du
kannst es weder sehen noch hören, doch es ist da, in der
Weihnachtszeit, wenn alles ganz still ist. Psst! Fühlst du es?

© Elke Bräunling

Der kleine Engel Benedikt – 27. Dezember

Der kleine Engel Benedikt
Gerlinde Bartels

Benedikt, der kleine Engel mit den roten Pausbäckchen war überglücklich. Dieses Jahr war er doch tatsächlich von der Himmelskommission, aus der Schar der Engel, für eine heißbegehrte Aufgabe ausgewählt worden, nämlich am Heiligen Abend dem Weihnachtsmann beim Verteilen der Geschenke zu helfen. Wirklich, überglücklich war er. Schon seit Wochen wurde in der Himmelswerkstatt über nichts anderes gesprochen als darüber, wer am 24. Dezember mit auf die Erde dürfte. Dem Weihnachtsmann zu helfen war etwas Tolles, etwas ganz Besonderes.
Schon die Fahrt mit dem Schlitten und den Rentieren davor – allen voran Rudolf – war ein außergewöhnliches Erlebnis. Klar war leider auch, daß viele kleine Engel gebraucht wurden um die Himmelswerkstatt wieder aufzuräumen, das Chaos zu beseitigen, das durch die Arbeiten für Weihnachten in den Werkstätten und in der Bäckerei entstanden war. Es mußten ja auch die Wolkenbetten aufgeschüttelt und die Sterne blank geputzt werden und viele Arbeiten mehr standen an. All die nicht immer geliebten Arbeiten, die aber irgendwann gemacht werden mußten.
Alle Kinder wissen, wovon hier die Rede ist. Und darum träumten alle Engel davon, einmal als Helfer des Weihnachtsmannes mit auf die Erde zu dürfen. Benedikt hatte es also geschafft, dieses Mal war er ausgesucht worden. Sein Glück war für ihn unfaßbar. Wo er doch dieses Jahr sehr oft bei der Weihnachtsbäckerei ermahnt worden war nicht so viel vom Teig und den Plätzchen zu naschen. Es war nicht so, daß der aufsichtsführende Engel es ihm nicht gönnte, jedoch waren die Wangen unseres kleinen Benedikts schon ganz schön gerundet und das Bäuchlein wurde auch ein wenig kugelig. Man kann sagen, Engel Benedikt war ganz groß darin, Sätze wie „Benedikt, gleich kriegst Du Bauchweh!“ zu überhören. Und die Rangelei mit seinem Freund, dem Engel Elias, weil dieser ihn „Mopsi“ genannt hatte, hatte er auch in die hinterste Schublade seines Denkens gepackt. All zu viele Ermahnungen bedeuten nichts Gutes, bedeuteten letzten Endes das Verbot einer Lieblingsbeschäftigung, meistens für eine ganz schön lange Zeit. Na, da hatte man wohl dieses Jahr ein Auge – wenn nicht sogar zwei – zugedrückt!Pünktlich am 24. Dezember stand der Schlitten mit den Rentieren, die mit den Hufen scharrten, vor dem Himmelstor. Viele Engel hatten sich versammelt, um ihnen nachzuwinken. Der Weihnachtsmann ließ die Peitsche knallen und mit lautem Schlittenglockengeläut ging es auf einem extrabreiten, glitzernden und glänzenden Mondstrahl hinunter auf die Erde. Rudolf versuchte sich in ein paar Extrasprüngen – er hatte wohl zu lange im Stall gestanden – was den Schlitten kurzfristig auf einen „Zick-Zack- Kurs“ brachte. Engel Benedikt fand das toll. Es würde ein langer Abend werden mit vielen Arbeitsstunden und so hatte der Weihnachtsbäckerei-Engel Engel Benedikt, die goldene Himmelsnaschdose voller köstlicher Leckereien, wie Marzipan- Kartoffeln, Schokoladenlebkuchen, Zimtsterne, Butterspekulatius zur Stärkung mitgegeben und beim Füllen hineingetan, was Engel Benedikt am liebsten mochte. Selig drückte er sie nun mit seinen dicken Patschhänden an sein Bäuchlein und kuschelte sich höchst zufrieden ein wenig an den Weihnachtsmann, um sich im nächsten Moment wieder kerzengerade aufzusetzen; schließlich war er als „Weihnachtsmann – Helfer – Engel“ schon beinahe ein großer Engel! Auf der Erde sah es so schön aus. Es schneite sacht – die dafür zuständigen Engel hatten wohl doch noch ein paar Tonnen voller Schnee im äußersten Winkel des Himmelsgefrierraumes gefunden. Der Schnee knirschte leise beim Betreten der Wege. Sanft leuchtete das Licht aus den Häusern und ließ den Schnee auf Straßen, Häusern und Bäumen glitzern. Kirchenglocken läuteten und verbreiteten eine festliche Stimmung. Sogar der Wind hatte sein ansonsten stürmisches Temperament gezügelt und war kaum spürbar. Engel Benedikt vermutete, er war auf dem Weg, sich zur Ruhe zu legen.Schon viele Stunden waren der Weihnachtsmann und sein kleiner Helfer unterwegs. Die Freude der Kinder, ihre glänzenden Augen, die friedliche Stimmung von alten und jungen Menschen, der milde Glanz der Kerzen aus den Wohnstubenfenstern hatte ihnen immer wieder neue Kraft gegeben. Jetzt hatten sie nur noch ein einziges nicht allzu großes Geschenk zu einer Wohnung im letzen Wohnblock einer Straße zu bringen.
Schon ein bißchen ermüdet gingen der Weihnachtsmann und Engel Benedikt am Fenster dieser Wohnung vorbei. Das Fenster war einen Spalt zum Lüften geöffnet worden. Engel Benedikt sah in das Wohnzimmer. Der Weihnachtsmann und er sahen ein Ehepaar mit einem kleinem etwa 7 Jahre alten Jungen. Der Junge sah sehr dünn und blaß aus und beide Eltern stützten ihn liebevoll, als sie vom Eßtisch zum Sofa gingen. Gerade beugte sich die Mutter über ihn und sagte: “ Was für ein Glück für uns, daß Du doch schon zu Weihnachten wieder aus dem Krankenhaus entlassen werden konntest!“ „Ja Mama“ sagte der Junge, „das ist für mich das schönste Geschenk, mehr brauche ich eigentlich gar nicht.“ „Na, so ganz wird der Weihnachtsmann dich wohl nicht vergessen haben“, sagte der Vater zu seinem Sohn. Der Weihnachtsmann ging zur Wohnungstür um das kleine bescheidene Paket hinzulegen. „Hier, leg die Keksdose dazu“, flüstert der kleine Engel Benedikt und hob seine kleinen Arme mit den Köstlichkeiten in die Höhe um sie dem Weihnachtsmann zu geben. Es war sein voller Ernst und tat ihm eigentlich überhaupt nicht – na vielleicht ein winziges bißchen leid – was er aber ganz schnell unterdrückte. „Danke Bene, gut gemacht“, flüsterte der Weihnachtsmann und strich Engel Benedikt sacht über den Kopf. Die Wangen des kleinen Engels glühten vor Stolz. Bene hatte der Weihnachtsmann zu ihm gesagt. „Bene“ sagte sonst immer nur das Christkind zu ihm, wenn es ihn für besonders liebevolles Verhalten lobte.
Nachdem der Weihnachtsmann nun alle Geschenke verteilt hatte, begaben sich beide auf den Weg zum Rentierschlitten, um die Rückreise anzutreten. Sie kamen am Fenster vorbei und sahen, wie der Junge sich besonders über die Keksdose freute und rief: „Mama, Papa, guckt doch mal, wie sie glänzt und glitzert, und hmmm, hier probiert mal die Kekse, sie sind köstlicher, nein, einfach himmlisch!“ Der Weihnachtsmann und der kleine Engel lächelten sich an: „Wie recht er hat“ sagte der kleine Engel glücklich.

Jule, Jette und das Jesuskind – 20. Dezember

Jule, Jette und das Jesuskind
(c) Regina Meier zu Verl

Es ist Dezember. Im Dorf sind viele Fenster mit Lichtern geschmückt und in den Gärten gibt es schon so manchen Weihnachtsbaum, der eine Lichterkette trägt und am Abend im Glanz erstrahlt.
Jetzt fehlt eigentlich nur noch der Schnee, dann kann Weihnachten kommen. Jule und Jette sind schon aufgeregt, denn Weihnachten ist für sie das schönste Fest des Jahres. Das hat nichts mit den Geschenken zu tun, oder nur ein ganz kleines bisschen.
Jule und Jette sind Christkinder, das sagt jedenfalls die Oma. Sie sind am 24. Dezember geboren, alle beide, denn sie sind Zwillinge. Jule ist die Älteste, genau fünf Minuten vor ihrer Schwester erblickte sie das Licht der Welt und darauf ist sie besonders stolz.
„So ein Quatsch“, sagt Jette immer, „was sind schon fünf Minuten?“
Christkinder sind sie, weil der 24. Dezember der Geburtstag von Jesus Christus ist und deshalb haben die Eltern auch Namen gewählt, die mit J wie Jesus anfangen.
Die beiden Mädchen gleichen sich wie ein Haar dem anderen, nur ihre Eltern und Oma Hilde können sie sicher auseinander halten und Tante Sophie kann es nur, wenn eine von beiden anfängt zu reden.
In der kleinen Kirche ist schon ein Adventskranz aufgestellt worden. Am nächsten Sonntag wird die erste Kerze brennen und am Heiligabend stehen dann wieder zwei Weihnachtsbäume rechts und links vom Altar.
„Weißt du was, Jette, ich habe eine gute Idee“, sagt Jule am ersten Dezember zu ihrer Schwester.
„Lass hören!“, sagt Jette und schnappt sich einen Apfel, in den sie genüsslich hinein beißt.
„Wir bekommen doch immer so viele Geschenke, zum Geburtstag und zu Weihnachten…“
„Ja, das ist toll, und was ist damit?“
„Jesus hat doch auch Geburtstag und er bekommt nie etwas geschenkt, wir sollten ihm in diesem Jahr mal eine Freude machen.“
Jette kratzt sich am Kopf, das hilft beim Denken.
„Wie jetzt? Wie stellst du dir das denn vor, Jesus ist doch tot.“
„Stimmt, aber trotzdem ist er doch noch für uns da, wir beten doch jeden Abend zu ihm und weißt du noch, als Oma im letzten Jahr so krank war und Mama gesagt hat, dass sie bald sterben würde, da haben wir gebetet und Oma ist wieder gesund geworden.“
„Stimmt auch wieder, du hast Recht, wir sollten ihm was schenken. Fragt sich nur, was das sein sollte.“
Jules Augen leuchten, sie hat längst eine Idee gehabt und schon sprudelt sie los:
„Die beiden Weihnachtsbäume in der Kirche, die sind immer so nackt. Jede von uns bastelt Strohsterne für einen Baum und dann bringen wir sie am Tag vor Weihnachten in die Kirche und legen sie unter den Baum. Und wenn Jesus Christus sie haben möchte, dann werden sie am Heiligen Abend an den Bäumen hängen. Aber wir verraten keinem etwas davon, abgemacht?“
Jette ist Feuer und Flamme. Gleich am nächsten Tag nach der Schule gehen sie ins Bastelgeschäft und kaufen von ihrem Taschengeld Strohhalme und Kleber.
Jeden Abend verbringen sie in ihrem Zimmer und an der Tür hängt ein Schild „Bitte nicht stören“.
Manchmal stellt Mama ihnen einen Teller mit Keksen und Mandarinen vor die Tür, klopft kurz an und verschwindet dann wieder.
Am Tag vor Weihnachten sind alle Sterne fertig. Jette und Jule gehen zur Kirche und legen die Sterne, es sind genau dreißig Sterne für jeden Baum, unter die Bäume, die Morgen das erste Mal beleuchtet sein werden. Echte Kerzen schmücken die Zweige, der riesigen Tannen.
Dann gehen sie nach Hause und am Abend beten sie gemeinsam: Lieber Jesus Christus, wir haben dir ein Geschenk in die Kirche gelegt. Du wirst es schon finden. Nimm es an, wir sind so dankbar, dass du unsere Oma gesund gemacht hast und jetzt sind wir ganz gespannt, ob du unser Geschenk toll findest.
Peter Michels, der Kirchendiener geht am Morgen des Heiligen Abends noch einmal in die Kirche und schaut, ob alles bereit ist für die Feier am Nachmittag. Er legt das Jesuskind in die Krippe und stellt auch Maria und Josef auf, die in der Adventszeit noch nicht da waren. Dann überprüft er die Kerzen an den Weihnachtsbäumen. Sie müssen richtig fest in den Haltern stecken, damit es kein Unglück gibt, wenn sie am Abend angezündet werden.
Da entdeckt er zwei Pakete unter den Bäumen. „Für das Christkind“ steht drauf und Peter staunt. Wer mag das nur hingelegt haben, denkt er und schaut sich vorsichtig um, ob ihn auch niemand beobachtet. Keiner da, er öffnet die Pakete und findet die wunderschönen Strohsterne darin. Kurz entschlossen holt er noch einmal die große Leiter und schmückt die beiden Kirchentannen mit den Sternen.
Zufrieden betrachtet er sein Werk, dann fährt er nach Hause, wo seine Frau auf ihn wartet.

Als es dunkel wird, läuten die Glocken und die Einwohner des Dorfes gehen zur Kirche. Jette und Jule sind furchtbar aufgeregt.
Sie betreten die festlich erleuchtete Kirche und trauen ihren Augen nicht. Alle Sterne hängen an den Weihnachtsbäumen und das sieht so schön aus, dass die Leute „Aah und Oh, schaut mal“ sagen.
„Danke, lieber Herr Jesus“, sagt Jule zuerst, weil sie ja die Ältere ist und Jette schließt sich an, „Ja, sag ich auch mal, danke!“

Mit freundlicher Genehmigung von Regina Meier zu Verl.

Das kleine Kätzchen und der Weihnachtsmann – 17. Dezember

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Das kleine Kätzchen und der Weihnachtsmann
Barbara Pronnet

Ein kleines Kätzchen lag eingerollt auf einer Stufe eines alten Hauses. Sein kleiner Bauch hob sich langsam auf und ab.

Es war ein Tag vor Weihnachten. Die vielen Füße mit den dicken Winterschuhen die an dem Kätzchen vorbeilaufen bemerkt es nicht.
Es hatte leicht angefangen zu schneien und ein kalter Wind pfiff um die Häuserecken.

Das grauweiße Kätzchen schlug die Augen auf und steckte die Nase in die feucht Luft. Kalt ist es geworden und es gab heute noch nichts zu fressen. Es streckte sich und beobachtete die vielen Menschen die hektisch und schnell durch die Straßen liefen.

So eine Kälte kannte es nicht, denn es war erst im März geboren worden und bei der Mutter mit all den vielen Geschwistern war es herrlich warm gewesen. Der Geruch der Milch die es regelmäßig zu trinken gab stieg ihm in die Nase und es leckte sich das kleine Maul.

Schön war es da gewesen, aber plötzlich waren die Geschwister weg und die Mutter hatte sich nicht mehr um es gekümmert. Das war eine schlimme Zeit gewesen, auf einmal mußte sich das Kätzchen selbst Nahrung suchen und die Geborgenheit der Familie fehlte ihm sehr.

Immer weiter lief es von dem Ort der zerronnenen Behaglichkeit fort und landete an einem Platz wo es viele Häuser und Menschen gab. Dort war es laut und gefährlich, die großen Gegenstände wechselten schnell und das Kätzchen mußte oft einen riesigen Satz machen um einem rollendem Ungeheuer auszuweichen.

Es gab zwar viele Mäuse und Reste von Fressen in großen Behältern, aber gemütlich war das nicht.
Auch die Revierprobleme der bereits einheimischen Katzen war immer wieder ein großes Problem. Ständig gab es Auseinandersetzungen und Raufereien bei denen auch mal Blut floß.
Das Leben war schwierig und gefährlich geworden und nur in ihren Träumen konnte das kleine Kätzchen noch Freude empfinden.
Und jetzt war es auch noch kalt geworden. Die Nässe kroch unters Fell und einen warmen Schlafplatz zu finden wurde immer schwieriger.

Traurig und mit knurrendem Magen schlich das Kätzchen die graue Hausmauer entlang. Die weißen Flocken die jetzt wild umher tanzten legten sich auf sein Fell und färbten es weiß.
Ein großer weißer nasser Ball flog ihm entgegen und zerplatze auf seinem Kopf. Das Kätzchen duckte sich ängstlich und hörte lachende Kinderstimmen an sich vorbeilaufen.
Es schüttelte sich und die kalte Masse fiel zu Boden. Überall brannten schon Lichter und die Dunkelheit breitete sich langsam über die Stadt. Jetzt mußte ein halbwegs warmer Schlafplatz gefunden werden und vielleicht lief ihm ja eine unvorsichtige Maus über dem Weg. Das wäre mal ein Glück. Aber die gewieften Stadtmäuse hatten längst die Taktik der Katzen erkannt und versteckten sich wohlweislich in ihren tiefen Löchern.

Die vielen dunklen und unheimliche Gänge der nassen Straßen machten ihm immer wieder Angst.
Mutlos setzte es sich kurz auf den Randstein und schnaufte tief durch.
Still war es geworden und kein Licht brannte mehr. Es schien, als wären alle Häuser verschwunden und kein Geräusch war zu hören.

Plötzlich sah es in einer nahen Querstraße eine helles Licht leuchten.
Das war so hell, daß das Kätzchen die Augen zuzwinkern mußte. Vorsichtig setzte es eine Pfote vor die andere und schlich in die Nähe der ungewohnten Helligkeit. Sein Herz klopfte wild doch eine angeborene Neugier ließ sich nicht verleugnen.
Als es um die Ecke lugte woher das merkwürdige Licht kam glaubte es seinen Augen nicht zu trauen.
Das Licht schien wie ein Kreis und in dem Kreis saß ein dicker Mann mit einem langen, weißen Bart und einem rotem Mantel und neben ihm stand eine Kutsche und daran waren große Tiere eingespannt. Er hatte die Hand an der Stirn und schüttelte ständig den Kopf und murmelte:

„Ohje, ohje, ohje, ohje“.

Um ihm herum lagen lauter Spielsachen kunterbunt durcheinander. Da gab es Puppen, Stofftiere –auch eine rote Stoffkatze war darunter -, Naschwerk und vieles mehr. So viele herrliche Sachen hatte das Kätzchen noch nie gesehen.
Der dicke Mann hielt einen alten Leinensack in die Höhe und sagte zu den komischen Tieren vor seiner Kutsche.
„Ihr wart eindeutig zu schnell. Ihr seid ja in die Kurve gegangen als wäre heute schon Silvester. Jetzt haben wir den Salat. Bis ich den Sack wieder gefüllt habe ist es ja bereits hell und dann können wir sehen wie wir das schaffen.“

Die braunen Tiere mit den großen Hörner standen betreten da und steckten die Köpfe zusammen.
Es war ihnen anscheinend sehr peinlich.

Das Kätzchen konnte sich gar nicht satt sehen an diesen vielen Herrlichkeiten. Wie schön mußte das sein, mal wieder so richtig ungezwungen zu spielen und etwas so richtig zu zerfetzen, sowie es immer mit den Geschwistern gewesen war. Das Licht strahlte eine wohlige Wärme aus und das Kätzchen hätte sich gerne in mitten der Spielsachen gesetzt und nur geschaut.

Aber der fremde Mann war sehr ungehalten und schüttelte weiter pausenlos den Kopf.

Vielleicht schleiche ich mich einfach mal heran und verstecke mich unter dem großen Teddybären, dachte es mutig. Der Mann dreht ihm sein dickes Hinterteil zu und war ganz vertieft darin, einer Puppe das lange blonde Haar zu entwirren.
Kätzchen machte eine kleinen Sprung und kroch ganz leise unter den großen braunen Bären. Er hatte eine dickes, weiches Fell und er erzeugte eine wunderbare Wärme. Mit weit geöffneten Augen beobachtete es den großen Mann der –es traute kaum seinen Ohren- ein kleines Liedchen vor sich her sang.
„Morgen Kinder wird’s was geben, morgen werden wir uns freuen. Welch ein Trubel, welche eine Leben, wird in unserem Hause sein. Einmal werden wir noch wach, heißa dann ist Weihnacht“.

Die Ohren des kleinen Kätzchens standen ganz hoch. Das war sehr schön was der dicke Mann da sang. Aber was war denn bitte sehr Weihnacht? Was zum Fressen? Oder heißen die Tiere vor der Kutsche Weihnacht?
Es überlegte, ob es dieses Wort schon mal gehört hatte, aber meistens hörte es nur „geh weg“ oder bekam einen Tritt.
Durch die Wärme und den Gesang des alten Mannes begann sich unser Kätzchen sehr wohl zu fühlen. Es entspannte sich und legte die Ohren an. Die Pfoten steckte es unter den Körper.
War das gemütlich, dachte es. Ich bleibe noch ein bißchen und dann verschwinde ich wieder, nahm es sich vor.
Die Augen wurden ihm immer schwerer und eine bleierne Müdigkeit breitet sich in seinem Körper aus. Nein, nein ich döse nur ein wenig, ich habe alles im Griff.

Das dachte es sich zumindest denn plötzlich wurde es von einer riesengroßen Hand hochgehoben und in der Sack gesteckt. Voller Angst und zu Tode erschrocken durch den leichten Schlaf machte das kleine Kätzchen einen Purzelbaum und versank immer tiefer in den großen dunklen Käfig. Die Krallen tief in den Teddybären gebohrt verharrte es voller Entsetzen in der Dunkelheit. Immer mehr Gegenstände fielen auf seinen Kopf und wurden mit der großen Hand in den Sack gestopft.

Oh nein, was ist nur passiert. Ich bin doch ganz wach gewesen, jammerte das kleine Kätzchen.
Wie komme ich da bloß wieder raus?
Aber das war nicht so einfach, denn der große Sack wurde mit einer Kordel verschnürt und auf einmal flog der Sack samt Inhalt in die Luft und fiel auf einen harten Boden. Gott sein Dank war der Teddybär dick gepolstert, denn sonst hätte sich unser Kätzchen ganz schön weh getan.
Aber damit war noch lange nicht alles zu Ende. Plötzlich gab es einen Ruck und alles war in Bewegung. Immer schneller und schneller wurde es und das Kätzchen hörte die Stimme des Mannes laut rufen.
„Los auf geht’s, keine Müdigkeit vorschützen wir haben Zeit aufzuholen“.

Es gab ein zischendes Geräusch und irgendwie wurde es dem Kätzchen plötzlich ganz leicht als würde es schweben und durch die Luft fliegen. Aber das kann ja nicht sein, Katzen können nicht fliegen und Menschen doch eig
entlich auch nicht. Zumindest hatte es so was noch nie erlebt.
Doch es war so.

Der große Sack ruckelte und wackelte und das erste Mal in seinem jungen Leben war unser Kätzchen froh, daß es noch nichts gefressen hatte, denn sonst würde ihm jetzt furchtbar schlecht werden.
Die Krallen fest in den Teddy verkeilt starrte es angstvoll in die Dunkelheit und sein kleines Katzenherz schlug ihm bis zum Halse.
Das war wirklich das sonderbarste, was es bis jetzt erlebt hatte. Nicht mal die Schlägerei mit dem schwarzen Tyrannen der in der Straße mit den vollsten Mülltonnen wohnte konnte es damit aufnehmen.
Immer höher und schneller ging es und das Kätzchen verlor bald jedes Zeitgefühl. Wahrscheinlich werde ich jetzt sterben? Schade, ich hatte doch noch so viel vor.
Traurig schloß es die Augen und krallte sich wieder fester in das weiche Fell des Teddybären.

Doch was war das? Plötzlich stand alles still. Es gab ein dumpfes Geräusch und der große Sack wurde hochgehoben. Wieder wurde unser Kätzchen ein wenig geschüttelt, aber nicht mehr so stark wie am Anfang. Es glaubt auch Stimmen zu hören und wärmer war es auch wieder geworden.

Kätzchen spitzte die Ohren und hörte was da draußen los war.

„Hallo liebe Kinder, wißt ihr denn, wer ich bin“ fragte die dunkle Stimme des großen Mannes.
Kätzchen hatte es gleich wieder erkannt.

„Du bist der Nikolaus“ schrien aufgeregte Kinderstimmen durcheinander.

Nikolaus, dachte das Kätzchen, schon wieder so ein fremdes Wort. Aber wenigstens wußte es jetzt, wie der große Mann mit Namen hieß.

„Das ist richtig, und weil ihr brav gewesen seid, habe ich euch auch etwas mitgebracht.“

Der Nikolaus öffnete den Sack und griff mit seiner großen Hand hinein. Er erwischte die blonde Puppe die knapp neben unserem jetzt wieder sehr ängstlichen Kätzchen lag.

„Die ist für dich, weil du ganz besonders fleißig in der Schule warst.“ sagte der Nikolaus freundlich.

„Vielen Dank, lieber Nikolaus“ bedankte sich eine artige Stimme.

„Und was bekomme ich“ rief eine helle Stimme ungeduldig dazwischen.

„Sei doch ruhig, du kommst auch noch dran“ Das klang so ähnlich wie die Stimme des Nikolaus, aber doch ein bißchen anders. Wieviele wollten denn da noch Geschenke? dachte das Kätzchen nervös.

„Für dich habe ich ganz was Schönes dabei“ lachte der Nikolaus

Wieder fuhr die große Hand in den Sack. Oh Schreck sie packte nach dem braunen, dicken Teddybären, an welchem unser Kätzchen so angstvoll klammerte.
Nein, nein, schrie es innerlich, und krallte sich noch mehr in das Fell und plötzlich gab es einen Ruck und Kätzchen war aus dem Sack und landete in zwei kleinen Kinderarmen.

Das war vielleicht ein Anblick.
Alle schauten mit großen Augen auf das kleine Kätzchen, welches sich am liebsten in den Teddybären hinein verkrochen hätte.

Der Nikolaus, die Eltern und das kleine Mädchen schauten verdutzt auf den kleinen Jungen der sein „Geschenk“ in den Armen hält.

„Eine Katze“ rief er freudig, „und ein Bär, gleich zwei Geschenke“.

„Da stimmt aber was nicht“ murmelte der Nikolaus stirnrunzelnd, „das stand nicht auf meiner Wunschliste“.

Auch die Eltern der Kinder schauten völlig entgeistert, erst auf die Katze und dann auf den Nikolaus.

„Ist die süß“, sagte das kleine Mädchen und streichelte liebevoll das Fell des Kätzchens.

„Schau mal sie hat ja Angst“. Die Mutter nahm unser Kätzchen, was noch völlig verängstigt an dem Teddy hing vorsichtig in den Arm und kraulte ihm das Köpfchen.

„Tja das ist zwar nicht ganz das was wir bestellt hatten, aber so ein hübsches Tierchen geben wir natürlich nicht mehr her. Dich schickt ja förmlich der Himmel zu uns.“ lachte die freundliche Frau und dann lachten alle.
Noch nie hatte Kätzchen so liebevolle Streicheleinheiten bekommen. Es begann sich zu entspannen und schnurrte ganz leise.

Die ganze Familie stand jetzt um den unfreiwilligen Gast und beobachteten das kleine Kätzchen.
Der Nikolaus legte seine große Hand auf sein Köpfchen.

„Ich bin mir zwar noch nicht sicher, aber ich kann mir schon denken wo ich dich aufgelesen habe. Hier wird es dir bestimmt gut gehen kleines Kätzchen.“ schmunzelte der Nikolaus

Ihr könnt euch sicher denken, wie überrascht unser Kätzchen war als es von allen Seiten gestreichelt und geherzt wurde. Das erste Schüsselchen voller warmer Milch schmeckte wundervoll und die Erinnerungen an die frühere Zeit mit der Mutter und den Geschwistern stiegen wieder in ihm hoch.

Und als sich der Nikolaus später verabschiedete und mit lauten Gebimmel von dannen fuhr, stand unser Kätzchen dankbar und glücklich am Fenster und schaute zu wie sich die große Kutsche mit den vielen braunen Tieren in die Luft schwang und langsam am Horizont verschwand.

Es hatte wieder leicht angefangen zu schneien und als sich unser Kätzchen vom Fenstersims ins heimelige warme Wohnzimmer mit dem großen geschmückten Baum und den Geschenken und den vielen Menschen die alle so lieb zu ihm waren begab, da dachte es sich, wenn das Weihnachten ist, dann ist es das schönste, was ich je erlebt habe.

Begegnung auf dem Weihnachtsmarkt – 3. Dezember


Begegnung auf dem Weihnachtsmarkt
© Elke Bräunling

Tim und Papa wollen heute auf dem Weihnachtsmarkt einen Christbaum kaufen. Während Papa prüfend einen Baum nach dem anderen in die Hand nimmt, geht Tim auf Entdeckungsreise. Vom Karussell her klingt das Lied vom Tannenbaum zu ihnen herüber. „O Tannenbaum, o Tannenbaum, wie grün sind deine Blätter…“, singt auch Tim, während er zwischen den Weihnachtsbäumen, die mit einer zarten Raureifschicht geschmückt sind, herumschlendert. „Oh Weihnachtsbaum, oh Weihnachtstraum, im Wald war es viel netter…“, singt es da plötzlich von einer kleinen Tanne, dann fiept eine dünne Stimme: „Jajaja. Netter! Im Wald war es viel netter. Jaja.“ Die Tanne schüttelt sich, und kleine Raureifsternchen schweben auf Tims Kopf. Tim schaut sich verwundert um. Wer hat da gesungen? Er kann niemanden sehen. Hier gibt es nur Tannen: große und kleine, breite und schmale, dicke und dünne, gerade gewachsene und krumme. „Komisch“, murmelt Tim. „Sie können sprechen, die Tannen, und singen. Wirklich komisch.“ „Singen, sprechen, lachen, weinen, das kann eine Tanne nicht. Sieh dich um, rundumherum, und dann weißt du, wer hier spricht!“, singt da die Stimme wieder. „Wo bist du?“, ruft Tim läuft um die Tanne herum. Und da, auf einmal, sieht er die kleine rote Christbaumkugel. „Du bist das?“ Die Christbaumkugel schaukelt am Tannenzweig hin und her und fiept: „Ich bin´s, jaja. Sprechen kann ich und noch mehr.“ „Was denn?“, will Tim fragen, doch da fängt die Christbaumkugel wieder an zu singen. Sie singt und singt, ihre Stimme wird immer heller, und auf einmal ist sie nicht mehr rot. Glashell blinkert sie und so durchsichtig, dass Tim in sie hineinsehen kann. „Toll“, ruft er, „da ist ja ein kleiner Weihnachtsbaum in der Kugel!“ Überrascht betrachtet Tim den kleinen Weihnachtsbaum im Inneren der Christbaumkugel. Hübsch ist er mit Strohsternen, Äpfeln und roten Kerzen. „Hallo“, sagt der Weihnachtsbaum und verbeugt sich. „Gefalle ich dir? Kinder haben mich geschmückt. Sehr gefreut haben sie sich. Wegen mir. Und weil bald Heiligabend ist.“ Er winkt mit seinen Zweigen und verschwindet. Eine hohe Tanne erscheint nun in der Glaskugel. Sie steht auf einem Marktplatz und ist über und über mit Lichtern geschmückt. Die strahlen so hell, dass der Platz festlich erleuchtet ist. „Über mich“, erzählt die Lichtertanne stolz, „freuen sich viele Menschen. Jeder, der hier vorbeikommt, bleibt eine Weile bei mir stehen. Vor allem die Kinder. Das ist schön.“ Die Lichtertanne blinkt zum Abschied hell auf, und weg ist sie. Ein mit Lametta, pinkfarbenen Kugeln und Perlenketten verzierter Baum stellt sich nun vor. Ihm folgen viele andere Weihnachtsbäume, und jeder erzählt seine Geschichte. Es sind unterschiedliche Geschichten: lustige und spannende ,feierliche und fremdartige, fröhliche und auch traurige. Tim sieht nämlich auch Bäume, die gar nicht weihnachtlich aussehen. Vergessen und verdorrt liegen sie in dunklen Ecken. Hier und da blitzt noch ein Silberfaden oder ein Strohstern zwischen vertrockneten Zweigen hervor. „Zu dumm, dass niemand mehr die Bäume nach Weihnachten gebrauchen kann und dass sie sterben müssen“, brummt Tim. „Recht, recht“, sagt die kleine Glaskugel, die nun wieder in ihrer roten Farbe leuchtet. Sie schaukelt am Tannenast sacht hin und her und singt von neuem: „O Tannenbaum, o Tannentraum, erhaltet unsre Blätter, ein Baum will leben allezeit, nicht nur so kurz zur Weihnachtszeit. O Tannenbaum, o Tannentraum, grün bleiben unsre Blätter…“ „Du hast Recht, kleine Christbaumkugel“, ruft Tim wie erwachend. „Das werd´ ich gleich Papa sagen. Einen Baum mit Wurzeln soll er kaufen! Den können wir nach Weihnachten im Garten einpflanzen.“ Er will der Kugel zum Abschied zuwinken, doch die ist verschwunden. so sehr Tim auch schaut. „Schade“, murmelt er. „Und auch komisch, oder?“ Tim schüttelt sich wie nach einem Traum und läuft zu Papa hinüber.

Mit freundlicher Genehmigung der Autorin.

Der Apfent – 2. Dezember

Der Apfent – Eine kleine Weihnachtsgeschichte
Toni Lauerer

Der Apfent ist die schönste Zeit vom Winter.
Die meisten Leute haben im Winter eine Grippe. Die ist mit Fieber.
Wir haben auch eine, aber die ist mit Beleuchtung und man schreibt sie mit K.

Drei Wochen bevor das Christkindl kommt stellt Papa die Krippe im Wohnzimmer auf und meine kleine Schwester und ich dürfen mithelfen.

Viele Krippen sind langweilig, aber die unsere nicht, weil wir haben mords tolle Figuren drin. Ich habe einmal den Josef und das Christkindl auf den Ofen gestellt damit sie es schön warm haben und es war ihnen zu heiß. Das Christkindl ist schwarz geworden und den Josef hat es auf lauter Trümmer zerrissen. Ein Fuß von ihm ist bis in den Platzlteig geflogen und es war kein schöner Anblick. Meine Mama hat mich geschimpft und gesagt, dass nicht einmal die Heiligen vor meiner Blödheit sicher sind.
Wenn Maria ohne Mann und ohne Kind herumsteht, schaut es nicht gut aus. Aber ich habe gottseidank viele Figuren in meiner Spielzeugkiste und der Josef ist jetzt der Donald Duck. Als Christkindl wollte ich den Asterix nehmen, weil der ist als einziger so klein, dass er in den Futtertrog gepasst hätte. Da hat meine Mama gesagt, man kann doch als Christkindl keinen Asterix hernehmen, da ist ja das verbrannte Christkindl noch besser. Es ist zwar schwarz, aber immerhin ein Christkindl.
Hinter dem Christkindl stehen zwei Oxen, ein Esel, ein Nilpferd und ein Brontosaurier. Das Nilpferd und den Brontosaurier habe ich hineingestellt, weil der Ox und der Esel waren zu langweilig.

Links neben dem Stall kommen gerade die heiligen drei Könige daher.

Ein König ist dem Papa im letzten Apfent beim Putzen heruntergefallen und war dodal hin. Jetzt haben wir nur mehr zwei heilige Könige und einen heiligen Batman als Ersatz.
Normal haben die heiligen drei Könige einen Haufen Zeug für das Christkindl dabei, nämlich Gold, Weihrauch und Pürree oder so ähnlich.

Von den unseren hat einer anstatt Gold ein Kaugummipapierl dabei, das glänzt auch schön. Der andere hat eine Marlboro in der Hand, weil wie keinen Weihrauch haben. Aber die Marlboro raucht auch schön wenn man sie anzündet. Der heilige Batman hat eine Pistole dabei. Das ist zwar kein Geschenk für das Christkindl, aber damit kann er es vor dem Saurier beschützen.
Hinter den drei Heiligen sind ein paar rothäutige Indianer und ein kasiger Engel. Dem Engel ist ein Fuß abgebrochen, darum haben wir ihn auf ein Motorrad gesetzt, damit er sich leichter tut. Mit dem Motorrad kann er fahren, wenn er nicht gerade fliegt.

Rechts neben dem Stall haben wir ein Rotkäppchen hingestellt. Sie hat eine Pizza und drei Weizen für die Oma dabei. Einen Wolf haben wir nicht, darum lurt hinter dem Baum ein Bummerl als Ersatzwolf hervor.

Mehr steht in unserer Krippe nicht, aber das reicht voll. Am Abend schalten wir die Lampen an und dann ist unsere Krippe erst so richtig schön. Wir sitzen herum und singen Lieder vom Apfent. Manche gefallen mir aber die meisten sind mir zu lusert.
Mein Opa hat mir ein Gedicht vom Apfent gelernt und das geht so:
„Apfent, Apfent, der Bärwurz(Schnaps) brennt. Erst trinkst oan, dann zwoa, drei, vier, dann hauts de mit deim Hirn an d`Tür.“ Obwohl dieses Gedicht recht schön ist, hat die Mama gesagt, dass ich mir es nicht merken darf.

Im Apfent wird auch gebastelt. Wir haben eine große Schüssel voll Nüsse und eine kleine mit Goldstaub. Darin wälzen wir die Nüsse bis sie golden sind, das Christkindl hängt sie später an den Christbaum. Man darf nicht fest schnaufen weil der Goldstaub ist dodal leicht und fliegt herum, wenn man hinschnauft. Einmal habe ich vorher in den Goldstaub ein Niespulver hineingetan und wie mein Vater die erste Nuss darin gewälzt hat, tat er einen Nieserer, dass es ihn gerissen hat und sein Gesicht war goldern und die Nuss nicht. Mama hat ihn geschimpft, weil er keine Beherrschung hat und sie hat gesagt, er stellt sich dümmer an als ein Kind. Meinem Vater war es recht zuwider und er hat nicht mehr mitgetan. Er hat gesagt, dass mit dem Goldstaub irgendetwas nicht stimmt, und Mama hat gesagt, dass höchstens bei ihm etwas nicht stimmt. Ich habe mich sehr gefreut, weil es war insgesamt ein lustiger Apfentsabend.

Kurz vor Weihnachten müssen wir unser Wunschzettel schreiben. Meine Schwester wünscht sich meistens Puppen oder sonst ein Klump. Ich schreibe vorsichtshalber mehr Sachen auf und zum Schluss schreibe ich dem Christkindl, es soll einfach soviel kaufen bis das Geld ausgeht. Meine Mama sagt, das ist eine Unverschämtheit und irgendwann bringt mir das Christkindl gar nichts mehr, weil ich nicht bescheiden bin. Aber bis jetzt habe ich immer etwas gekriegt. Wenn ich groß bin und ein Geld verdiene, dann kaufe ich mir selber etwas und bin überhaupt nicht bescheiden. Dann kann sich das Christkindl von mir aus ärgern, weil dann ist es mir wurscht.

Bis man schaut ist der Apfent vorbei und Weihnachten auch und mit dem Jahr geht es dahin. Die Geschenke sind ausgepackt und man kriegt bis Ostern nichts mehr, höchstens, wenn man vorher Geburtstag hat.

Aber eins ist gwies: der Apfent kommt wieder.

Als die kleine Schneeflocke ‚leise rieselte‘ – 1. Dezember

Als die kleine Schneeflocke ‚leise rieselte’

Lange hat die kleine Schneeflocke gewartet. Heute endlich wollte sie auch auf die Erde hinab wirbeln.
„Du musst noch warten“, sagte die Wolke. „In der Stadt unter uns ist es zu warm für dich.“
„Stimmt nicht! Ich höre Musik und ich höre Gesang: ‚Leise rieselt der Schnee’. Hörst du? Also werde ich nun leise rieseln.“
Schnell machte sich die kleine Schneeflocke auf den Weg, den bunten Lichtern und liebliche Melodien entgegen.
„Leise riesle ich heut vom Himmel hin zu den Leut’ …“ sang sie.
Fröhlich wirbelte sie durch die Luft, wiegte sich im Wind, tanzte mit einem Blatt.
Schließlich landete sie mitten auf einer dicken Nase. Sie gehörte zu dem Weihnachtsmann, der vor dem Kaufhaus stand und gerade gegen einen Niesreiz ankämpfte.
Auf und ab hüpfte die kleine Schneeflocke auf des Weihnachtsmannes Nase. Und warm war ihr. Sehr warm.
„Eine komische Welt ist das.“ Vor Aufregung begann sie zu schwitzen. Ihre Kristallarme wurden schwer und sie fühlte sich auf einmal so nass… ss… sss…
Schon hatte sich die übermütige Schneeflocke in einen Wassertropfen verwandelt und der tropfte von der Weihnachtsmannnase auf die Straße.
Die Schneeflocke war traurig. Sie ärgerte sich auch.
„Ich komme wieder“, rief sie und es schien fast, als drohte sie mit den Fäusten. „Ihr werdet es schon sehen!“
© Elke Bräunling

Kristanella und das Wintergewitter – 29. November

Kristanella und das Wintergewitter

von Elke Bräunling

Der Schneekönig ist ein glücklicher König. Zwölf Töchter und zwölf Söhne hat er. Das sind die Schneeprinzessinnen und Schneeprinzen. Der Schneekönig liebt seine Kinder über alles, und manchmal verwöhnt er sie ein bisschen zu sehr.
„Lieber zu viel als zu wenig“, sagt er dann und lacht. „Ich habe sie doch so lieb, meine kleinen Prinzessinnen und Prinzen!“
Sein Lieblingskind aber ist seine jüngste Tochter, die Schneeprinzessin Kristanella. Er verwöhnt sie auch am meisten. „Sie ist noch so klein“, sagt er und nimmt Kristanella in seine Eisarme. „Und wie schön sie ist! Glitzerfunkelschön.“
Ja, der Schneekönig ist sehr stolz auf seine schöne, jüngste Tochter.
Einmal aber, vor vielen Jahren, war er gar nicht stolz auf sie, sondern sehr wütend. Es war das Jahr, in dem Kristanella zur rechten Schneeprinzessin werden und zum ersten Mal auf die Erde reisen sollte.
Die Kinder des Schneekönigs müssen nämlich auch arbeiten. Im Winter, wenn die Schneeflocken ihren Weg auf die Erde suchen. Da sind sie es, die den Flockengeistern den weiten Weg zur Erde zeigen und sie in Städte und Dörfer, auf Wiesen und Felder, in Täler, Wälder und auf Berge führen. Das ist ein hartes Stück Arbeit, und die Schneeprinzessinnen und Schneeprinzen haben viel zu tun. Nur Kristanella hatte lange Zeit keine Lust, mit ihrer Arbeit zu beginnen. Sie tanzte lieber mit den Flockengeistern über den Schneewolkenhimmel und sang mit kristallheller Stimme ihre Lieder.
„Lasst sie doch“, hatte der Schneekönig gesagt, wenn sich die Geschwister über Kristanella beschwerten. „Sie ist noch so jung. Und ihre Stimme! Ach, wie ich ihre Stimme liebe!“
„Aber sie ist faul“, riefen die Geschwister empört.
„Im nächsten Jahr wird sie mit ihrer Arbeit beginnen“, versprach der Schneekönig.
Das versprach er jedes Jahr, aber dann brachte er es doch nicht übers Herz, Kristanella zur Erde hinunter zu schicken.
Eines Tages aber war es soweit. „Dieses Jahr musst du auch arbeiten“, sagte er mit strenger Stimme zu Kristanella. „Es ist an der Zeit, dass eine rechte Schneeprinzessin aus dir wird.“
„Aber ich bin doch eine rechte Schneeprinzessin“, maulte Kristanella. „Ich möchte lieber mit meinen Flockengeistern über den Himmel toben. Das macht so viel Spaß! Ach, bitte, Vater. Lasst mich bleiben.“
Kristanella schmeichelte und schmeichelte, doch dieses Mal blieb der Schneekönig hart.
Er zeigte auf ein kleines Land mit hohen Bergen und weiten Wiesen. „Dort unten liegt dein Schneeland. Ich wünsche, dass es in diesem Winter prächtig weiß und tief verschneit ist.“
„Aber, ich …“, begann Kristanella, doch der Schneekönig ließ sie nicht aussprechen.
„Du gehst zur Erde und tust deine Pflicht. Basta!“ Und er schickte besonders viele Flockengeister mit den schönsten Schneeflocken und Eiskristallen zu Kristanella.
Die aber war wütend. „Keines meiner Flockengeister werde ich den Erdbewohnern schenken. Sie gehören mir ganz alleine.“ Sie lachte hell auf und tanzte mit ihren Flockengeistern über den Schneewolken. Sie tanzte und lachte und sang und freute sich. Schön war das Leben!
Der Schneekönig aber war wütend. Frostklirrewütend. Wenn er auf das kleine Land mit den welken Wiesen und kahlen Felsbergen sah, packte ihn der Ärger. Wo blieb Kristanella mit ihren Flockengeistern? Wo blieb der Schnee?
Das fragten sich auch die Kinder in dem kleinen Land.
„Warum schneit es dieses Jahr nicht?“, riefen sie traurig. „Wo bleibt der Schnee?“
Kristanella aber machte nur eine lange Nase, lachte, sang ihre Lieder und tanzte über den Himmel.
„Kristanella!“, rief der Schneekönig. „Tu deine Pflicht!“
„Pflicht? Hihihiiiii …“, gab Kristanella zur Antwort.
„Hihihiiiii ….“, kicherten auch die Flockengeister. „Schneien, hihi, das tun wir nie-ie-ie!“
Da brüllte der Schneekönig auf einmal los. So donnernd und laut, wie er noch nie in seinem Leben gebrüllt hatte. Der ganze Himmel zuckte zusammen, die Wolken bäumten sich auf und Blitze fuhren zischend zur Erde herab. Es donnerte und blitzte und dröhnte. Und der Schneekönig brüllte mit dröhnender Stimme:
„Kri-sta-nel-la! Kri-sta-nel-la! Auf zur Erde, dass es werde hell und heller, schneeweiß klar. Kri-sta-nel-la! Kri-sta-nel-la! Auf die Reise! Sei so weise, schnell und schneller, bist du da!“
Ein besonders heller Blitz zuckte auf, und Kristanella sah in seinem Licht das wütende Gesicht ihres Vaters. So wütend hatte sie ihn noch nie gesehen.
„Er scheint böse zu sein“, wisperte sie erschrocken.
Angst hatten auch die Menschen auf der Erde.
„Ein Wintergewitter“, sagten die Erwachsenen.
„Vielleicht schneit es endlich“, hofften die Kinder und klammerten sich ängstlich an ihre Eltern.
Auch Kristanella hatte auf einmal genauso viel Angst wie die Kinder und sie rief eilig ihre Flockengeister herbei. „Auf, auf, lasst uns zur Erde ziehen!“
Und schon wirbelten die ersten Schneeflocken vom Himmel.
„Es schneit!“, riefen die Kinder. „Juchhu! Es schneit!“ Und fröhlich rannten sie in das Schneeflockengestöber hinaus.
Zufrieden sah der Schneekönig zur Erde hinab.
„Na also“, brummte er, und es klang wie ein leises, fernes Donnergrollen. „Wozu ein Gewitter doch manchmal gut ist.“ Er lächelte und zog sich auf seinen Thron zurück.
Kristanella aber lächelte nicht. Traurig nahm sie von ihren Flockengeistern Abschied.
Als sie aber sah, wie sich die Kinder über ihren Schnee freuten, war sie getröstet. Und, ehrlich, schön sah das kleine Land im weißen Schneekleid aus. Stolz begutachtete Kristanella ihr Werk. Und hatten nicht die Flockengeister zum Abschied „Wir-sehen-uns-im-nächsten-Winter-wieder?“, gerufen? Wenn das stimmte …!?
Kristanella war nicht länger traurig. Fröhlich blickte sie über das kleine Schneeland und sang mit heller, kristallklarer Stimme: „Im nächsten Winter sehn wir uns wieder, ihr Flockengeister, und ich singe euch Lieder …“
Sie sang und sang, ja, und das tut sie seither jeden Winter.
Man kann sie hören, manchmal, an einem besonders hellen Wintertag, wenn die Sonne scheint und Schneesterne funkeln. Psst! Leise! Ohren spitzen!