Jule, Jette und das Jesuskind (c) Regina Meier zu Verl
Es ist Dezember. Im Dorf sind viele Fenster mit Lichtern geschmückt und in den Gärten gibt es schon so manchen Weihnachtsbaum, der eine Lichterkette trägt und am Abend im Glanz erstrahlt. Jetzt fehlt eigentlich nur noch der Schnee, dann kann Weihnachten kommen. Jule und Jette sind schon aufgeregt, denn Weihnachten ist für sie das schönste Fest des Jahres. Das hat nichts mit den Geschenken zu tun, oder nur ein ganz kleines bisschen. Jule und Jette sind Christkinder, das sagt jedenfalls die Oma. Sie sind am 24. Dezember geboren, alle beide, denn sie sind Zwillinge. Jule ist die Älteste, genau fünf Minuten vor ihrer Schwester erblickte sie das Licht der Welt und darauf ist sie besonders stolz. So ein Quatsch, sagt Jette immer, was sind schon fünf Minuten? Christkinder sind sie, weil der 24. Dezember der Geburtstag von Jesus Christus ist und deshalb haben die Eltern auch Namen gewählt, die mit J wie Jesus anfangen. Die beiden Mädchen gleichen sich wie ein Haar dem anderen, nur ihre Eltern und Oma Hilde können sie sicher auseinander halten und Tante Sophie kann es nur, wenn eine von beiden anfängt zu reden. In der kleinen Kirche ist schon ein Adventskranz aufgestellt worden. Am nächsten Sonntag wird die erste Kerze brennen und am Heiligabend stehen dann wieder zwei Weihnachtsbäume rechts und links vom Altar. Weißt du was, Jette, ich habe eine gute Idee, sagt Jule am ersten Dezember zu ihrer Schwester. Lass hören!, sagt Jette und schnappt sich einen Apfel, in den sie genüsslich hinein beißt. Wir bekommen doch immer so viele Geschenke, zum Geburtstag und zu Weihnachten Ja, das ist toll, und was ist damit? Jesus hat doch auch Geburtstag und er bekommt nie etwas geschenkt, wir sollten ihm in diesem Jahr mal eine Freude machen. Jette kratzt sich am Kopf, das hilft beim Denken. Wie jetzt? Wie stellst du dir das denn vor, Jesus ist doch tot. Stimmt, aber trotzdem ist er doch noch für uns da, wir beten doch jeden Abend zu ihm und weißt du noch, als Oma im letzten Jahr so krank war und Mama gesagt hat, dass sie bald sterben würde, da haben wir gebetet und Oma ist wieder gesund geworden. Stimmt auch wieder, du hast Recht, wir sollten ihm was schenken. Fragt sich nur, was das sein sollte. Jules Augen leuchten, sie hat längst eine Idee gehabt und schon sprudelt sie los: Die beiden Weihnachtsbäume in der Kirche, die sind immer so nackt. Jede von uns bastelt Strohsterne für einen Baum und dann bringen wir sie am Tag vor Weihnachten in die Kirche und legen sie unter den Baum. Und wenn Jesus Christus sie haben möchte, dann werden sie am Heiligen Abend an den Bäumen hängen. Aber wir verraten keinem etwas davon, abgemacht? Jette ist Feuer und Flamme. Gleich am nächsten Tag nach der Schule gehen sie ins Bastelgeschäft und kaufen von ihrem Taschengeld Strohhalme und Kleber. Jeden Abend verbringen sie in ihrem Zimmer und an der Tür hängt ein Schild Bitte nicht stören. Manchmal stellt Mama ihnen einen Teller mit Keksen und Mandarinen vor die Tür, klopft kurz an und verschwindet dann wieder. Am Tag vor Weihnachten sind alle Sterne fertig. Jette und Jule gehen zur Kirche und legen die Sterne, es sind genau dreißig Sterne für jeden Baum, unter die Bäume, die Morgen das erste Mal beleuchtet sein werden. Echte Kerzen schmücken die Zweige, der riesigen Tannen. Dann gehen sie nach Hause und am Abend beten sie gemeinsam: Lieber Jesus Christus, wir haben dir ein Geschenk in die Kirche gelegt. Du wirst es schon finden. Nimm es an, wir sind so dankbar, dass du unsere Oma gesund gemacht hast und jetzt sind wir ganz gespannt, ob du unser Geschenk toll findest. Peter Michels, der Kirchendiener geht am Morgen des Heiligen Abends noch einmal in die Kirche und schaut, ob alles bereit ist für die Feier am Nachmittag. Er legt das Jesuskind in die Krippe und stellt auch Maria und Josef auf, die in der Adventszeit noch nicht da waren. Dann überprüft er die Kerzen an den Weihnachtsbäumen. Sie müssen richtig fest in den Haltern stecken, damit es kein Unglück gibt, wenn sie am Abend angezündet werden. Da entdeckt er zwei Pakete unter den Bäumen. Für das Christkind steht drauf und Peter staunt. Wer mag das nur hingelegt haben, denkt er und schaut sich vorsichtig um, ob ihn auch niemand beobachtet. Keiner da, er öffnet die Pakete und findet die wunderschönen Strohsterne darin. Kurz entschlossen holt er noch einmal die große Leiter und schmückt die beiden Kirchentannen mit den Sternen. Zufrieden betrachtet er sein Werk, dann fährt er nach Hause, wo seine Frau auf ihn wartet.
Als es dunkel wird, läuten die Glocken und die Einwohner des Dorfes gehen zur Kirche. Jette und Jule sind furchtbar aufgeregt. Sie betreten die festlich erleuchtete Kirche und trauen ihren Augen nicht. Alle Sterne hängen an den Weihnachtsbäumen und das sieht so schön aus, dass die Leute Aah und Oh, schaut mal sagen. Danke, lieber Herr Jesus, sagt Jule zuerst, weil sie ja die Ältere ist und Jette schließt sich an, Ja, sag ich auch mal, danke!
Mit freundlicher Genehmigung von Regina Meier zu Verl.
Ein sehr schönes Rezept um das übriggebliebene Eiweiß aufzubrauchen.
Zutaten:
8 Eiweiß
500 g Puderzucker
300 g Mandelstifte
250 g getrocknete Datteln
250 g getrocknete Feigen
ca. 90 Oblaten
Zubereitung;:
Das Eiweiß zu sehr steifem Schnee schlagen und den Puderzucker unterrühren. Datteln und Feigen in feine Streifen schneiden und mit den Mandelstiften mischen. Die Eischneemasse mit der Mischung unterheben. Mit einem Teelöffel kleine Makronen auf die Oblaten setzen. Bei ca. 140° C 20 Minuten im Ofen backen,
Das kleine Kätzchen und der Weihnachtsmann Barbara Pronnet
Ein kleines Kätzchen lag eingerollt auf einer Stufe eines alten Hauses. Sein kleiner Bauch hob sich langsam auf und ab.
Es war ein Tag vor Weihnachten. Die vielen Füße mit den dicken Winterschuhen die an dem Kätzchen vorbeilaufen bemerkt es nicht.
Es hatte leicht angefangen zu schneien und ein kalter Wind pfiff um die Häuserecken.
Das grauweiße Kätzchen schlug die Augen auf und steckte die Nase in die feucht Luft. Kalt ist es geworden und es gab heute noch nichts zu fressen. Es streckte sich und beobachtete die vielen Menschen die hektisch und schnell durch die Straßen liefen.
So eine Kälte kannte es nicht, denn es war erst im März geboren worden und bei der Mutter mit all den vielen Geschwistern war es herrlich warm gewesen. Der Geruch der Milch die es regelmäßig zu trinken gab stieg ihm in die Nase und es leckte sich das kleine Maul.
Schön war es da gewesen, aber plötzlich waren die Geschwister weg und die Mutter hatte sich nicht mehr um es gekümmert. Das war eine schlimme Zeit gewesen, auf einmal mußte sich das Kätzchen selbst Nahrung suchen und die Geborgenheit der Familie fehlte ihm sehr.
Immer weiter lief es von dem Ort der zerronnenen Behaglichkeit fort und landete an einem Platz wo es viele Häuser und Menschen gab. Dort war es laut und gefährlich, die großen Gegenstände wechselten schnell und das Kätzchen mußte oft einen riesigen Satz machen um einem rollendem Ungeheuer auszuweichen.
Es gab zwar viele Mäuse und Reste von Fressen in großen Behältern, aber gemütlich war das nicht.
Auch die Revierprobleme der bereits einheimischen Katzen war immer wieder ein großes Problem. Ständig gab es Auseinandersetzungen und Raufereien bei denen auch mal Blut floß.
Das Leben war schwierig und gefährlich geworden und nur in ihren Träumen konnte das kleine Kätzchen noch Freude empfinden.
Und jetzt war es auch noch kalt geworden. Die Nässe kroch unters Fell und einen warmen Schlafplatz zu finden wurde immer schwieriger.
Traurig und mit knurrendem Magen schlich das Kätzchen die graue Hausmauer entlang. Die weißen Flocken die jetzt wild umher tanzten legten sich auf sein Fell und färbten es weiß.
Ein großer weißer nasser Ball flog ihm entgegen und zerplatze auf seinem Kopf. Das Kätzchen duckte sich ängstlich und hörte lachende Kinderstimmen an sich vorbeilaufen.
Es schüttelte sich und die kalte Masse fiel zu Boden. Überall brannten schon Lichter und die Dunkelheit breitete sich langsam über die Stadt. Jetzt mußte ein halbwegs warmer Schlafplatz gefunden werden und vielleicht lief ihm ja eine unvorsichtige Maus über dem Weg. Das wäre mal ein Glück. Aber die gewieften Stadtmäuse hatten längst die Taktik der Katzen erkannt und versteckten sich wohlweislich in ihren tiefen Löchern.
Die vielen dunklen und unheimliche Gänge der nassen Straßen machten ihm immer wieder Angst.
Mutlos setzte es sich kurz auf den Randstein und schnaufte tief durch.
Still war es geworden und kein Licht brannte mehr. Es schien, als wären alle Häuser verschwunden und kein Geräusch war zu hören.
Plötzlich sah es in einer nahen Querstraße eine helles Licht leuchten.
Das war so hell, daß das Kätzchen die Augen zuzwinkern mußte. Vorsichtig setzte es eine Pfote vor die andere und schlich in die Nähe der ungewohnten Helligkeit. Sein Herz klopfte wild doch eine angeborene Neugier ließ sich nicht verleugnen.
Als es um die Ecke lugte woher das merkwürdige Licht kam glaubte es seinen Augen nicht zu trauen.
Das Licht schien wie ein Kreis und in dem Kreis saß ein dicker Mann mit einem langen, weißen Bart und einem rotem Mantel und neben ihm stand eine Kutsche und daran waren große Tiere eingespannt. Er hatte die Hand an der Stirn und schüttelte ständig den Kopf und murmelte:
„Ohje, ohje, ohje, ohje“.
Um ihm herum lagen lauter Spielsachen kunterbunt durcheinander. Da gab es Puppen, Stofftiere –auch eine rote Stoffkatze war darunter -, Naschwerk und vieles mehr. So viele herrliche Sachen hatte das Kätzchen noch nie gesehen.
Der dicke Mann hielt einen alten Leinensack in die Höhe und sagte zu den komischen Tieren vor seiner Kutsche.
„Ihr wart eindeutig zu schnell. Ihr seid ja in die Kurve gegangen als wäre heute schon Silvester. Jetzt haben wir den Salat. Bis ich den Sack wieder gefüllt habe ist es ja bereits hell und dann können wir sehen wie wir das schaffen.“
Die braunen Tiere mit den großen Hörner standen betreten da und steckten die Köpfe zusammen.
Es war ihnen anscheinend sehr peinlich.
Das Kätzchen konnte sich gar nicht satt sehen an diesen vielen Herrlichkeiten. Wie schön mußte das sein, mal wieder so richtig ungezwungen zu spielen und etwas so richtig zu zerfetzen, sowie es immer mit den Geschwistern gewesen war. Das Licht strahlte eine wohlige Wärme aus und das Kätzchen hätte sich gerne in mitten der Spielsachen gesetzt und nur geschaut.
Aber der fremde Mann war sehr ungehalten und schüttelte weiter pausenlos den Kopf.
Vielleicht schleiche ich mich einfach mal heran und verstecke mich unter dem großen Teddybären, dachte es mutig. Der Mann dreht ihm sein dickes Hinterteil zu und war ganz vertieft darin, einer Puppe das lange blonde Haar zu entwirren.
Kätzchen machte eine kleinen Sprung und kroch ganz leise unter den großen braunen Bären. Er hatte eine dickes, weiches Fell und er erzeugte eine wunderbare Wärme. Mit weit geöffneten Augen beobachtete es den großen Mann der –es traute kaum seinen Ohren- ein kleines Liedchen vor sich her sang.
„Morgen Kinder wird’s was geben, morgen werden wir uns freuen. Welch ein Trubel, welche eine Leben, wird in unserem Hause sein. Einmal werden wir noch wach, heißa dann ist Weihnacht“.
Die Ohren des kleinen Kätzchens standen ganz hoch. Das war sehr schön was der dicke Mann da sang. Aber was war denn bitte sehr Weihnacht? Was zum Fressen? Oder heißen die Tiere vor der Kutsche Weihnacht?
Es überlegte, ob es dieses Wort schon mal gehört hatte, aber meistens hörte es nur „geh weg“ oder bekam einen Tritt.
Durch die Wärme und den Gesang des alten Mannes begann sich unser Kätzchen sehr wohl zu fühlen. Es entspannte sich und legte die Ohren an. Die Pfoten steckte es unter den Körper.
War das gemütlich, dachte es. Ich bleibe noch ein bißchen und dann verschwinde ich wieder, nahm es sich vor.
Die Augen wurden ihm immer schwerer und eine bleierne Müdigkeit breitet sich in seinem Körper aus. Nein, nein ich döse nur ein wenig, ich habe alles im Griff.
Das dachte es sich zumindest denn plötzlich wurde es von einer riesengroßen Hand hochgehoben und in der Sack gesteckt. Voller Angst und zu Tode erschrocken durch den leichten Schlaf machte das kleine Kätzchen einen Purzelbaum und versank immer tiefer in den großen dunklen Käfig. Die Krallen tief in den Teddybären gebohrt verharrte es voller Entsetzen in der Dunkelheit. Immer mehr Gegenstände fielen auf seinen Kopf und wurden mit der großen Hand in den Sack gestopft.
Oh nein, was ist nur passiert. Ich bin doch ganz wach gewesen, jammerte das kleine Kätzchen.
Wie komme ich da bloß wieder raus?
Aber das war nicht so einfach, denn der große Sack wurde mit einer Kordel verschnürt und auf einmal flog der Sack samt Inhalt in die Luft und fiel auf einen harten Boden. Gott sein Dank war der Teddybär dick gepolstert, denn sonst hätte sich unser Kätzchen ganz schön weh getan.
Aber damit war noch lange nicht alles zu Ende. Plötzlich gab es einen Ruck und alles war in Bewegung. Immer schneller und schneller wurde es und das Kätzchen hörte die Stimme des Mannes laut rufen.
„Los auf geht’s, keine Müdigkeit vorschützen wir haben Zeit aufzuholen“.
Es gab ein zischendes Geräusch und irgendwie wurde es dem Kätzchen plötzlich ganz leicht als würde es schweben und durch die Luft fliegen. Aber das kann ja nicht sein, Katzen können nicht fliegen und Menschen doch eig
entlich auch nicht. Zumindest hatte es so was noch nie erlebt.
Doch es war so.
Der große Sack ruckelte und wackelte und das erste Mal in seinem jungen Leben war unser Kätzchen froh, daß es noch nichts gefressen hatte, denn sonst würde ihm jetzt furchtbar schlecht werden.
Die Krallen fest in den Teddy verkeilt starrte es angstvoll in die Dunkelheit und sein kleines Katzenherz schlug ihm bis zum Halse.
Das war wirklich das sonderbarste, was es bis jetzt erlebt hatte. Nicht mal die Schlägerei mit dem schwarzen Tyrannen der in der Straße mit den vollsten Mülltonnen wohnte konnte es damit aufnehmen.
Immer höher und schneller ging es und das Kätzchen verlor bald jedes Zeitgefühl. Wahrscheinlich werde ich jetzt sterben? Schade, ich hatte doch noch so viel vor.
Traurig schloß es die Augen und krallte sich wieder fester in das weiche Fell des Teddybären.
Doch was war das? Plötzlich stand alles still. Es gab ein dumpfes Geräusch und der große Sack wurde hochgehoben. Wieder wurde unser Kätzchen ein wenig geschüttelt, aber nicht mehr so stark wie am Anfang. Es glaubt auch Stimmen zu hören und wärmer war es auch wieder geworden.
Kätzchen spitzte die Ohren und hörte was da draußen los war.
„Hallo liebe Kinder, wißt ihr denn, wer ich bin“ fragte die dunkle Stimme des großen Mannes.
Kätzchen hatte es gleich wieder erkannt.
„Du bist der Nikolaus“ schrien aufgeregte Kinderstimmen durcheinander.
Nikolaus, dachte das Kätzchen, schon wieder so ein fremdes Wort. Aber wenigstens wußte es jetzt, wie der große Mann mit Namen hieß.
„Das ist richtig, und weil ihr brav gewesen seid, habe ich euch auch etwas mitgebracht.“
Der Nikolaus öffnete den Sack und griff mit seiner großen Hand hinein. Er erwischte die blonde Puppe die knapp neben unserem jetzt wieder sehr ängstlichen Kätzchen lag.
„Die ist für dich, weil du ganz besonders fleißig in der Schule warst.“ sagte der Nikolaus freundlich.
„Vielen Dank, lieber Nikolaus“ bedankte sich eine artige Stimme.
„Und was bekomme ich“ rief eine helle Stimme ungeduldig dazwischen.
„Sei doch ruhig, du kommst auch noch dran“ Das klang so ähnlich wie die Stimme des Nikolaus, aber doch ein bißchen anders. Wieviele wollten denn da noch Geschenke? dachte das Kätzchen nervös.
„Für dich habe ich ganz was Schönes dabei“ lachte der Nikolaus
Wieder fuhr die große Hand in den Sack. Oh Schreck sie packte nach dem braunen, dicken Teddybären, an welchem unser Kätzchen so angstvoll klammerte.
Nein, nein, schrie es innerlich, und krallte sich noch mehr in das Fell und plötzlich gab es einen Ruck und Kätzchen war aus dem Sack und landete in zwei kleinen Kinderarmen.
Das war vielleicht ein Anblick.
Alle schauten mit großen Augen auf das kleine Kätzchen, welches sich am liebsten in den Teddybären hinein verkrochen hätte.
Der Nikolaus, die Eltern und das kleine Mädchen schauten verdutzt auf den kleinen Jungen der sein „Geschenk“ in den Armen hält.
„Eine Katze“ rief er freudig, „und ein Bär, gleich zwei Geschenke“.
„Da stimmt aber was nicht“ murmelte der Nikolaus stirnrunzelnd, „das stand nicht auf meiner Wunschliste“.
Auch die Eltern der Kinder schauten völlig entgeistert, erst auf die Katze und dann auf den Nikolaus.
„Ist die süß“, sagte das kleine Mädchen und streichelte liebevoll das Fell des Kätzchens.
„Schau mal sie hat ja Angst“. Die Mutter nahm unser Kätzchen, was noch völlig verängstigt an dem Teddy hing vorsichtig in den Arm und kraulte ihm das Köpfchen.
„Tja das ist zwar nicht ganz das was wir bestellt hatten, aber so ein hübsches Tierchen geben wir natürlich nicht mehr her. Dich schickt ja förmlich der Himmel zu uns.“ lachte die freundliche Frau und dann lachten alle.
Noch nie hatte Kätzchen so liebevolle Streicheleinheiten bekommen. Es begann sich zu entspannen und schnurrte ganz leise.
Die ganze Familie stand jetzt um den unfreiwilligen Gast und beobachteten das kleine Kätzchen.
Der Nikolaus legte seine große Hand auf sein Köpfchen.
„Ich bin mir zwar noch nicht sicher, aber ich kann mir schon denken wo ich dich aufgelesen habe. Hier wird es dir bestimmt gut gehen kleines Kätzchen.“ schmunzelte der Nikolaus
Ihr könnt euch sicher denken, wie überrascht unser Kätzchen war als es von allen Seiten gestreichelt und geherzt wurde. Das erste Schüsselchen voller warmer Milch schmeckte wundervoll und die Erinnerungen an die frühere Zeit mit der Mutter und den Geschwistern stiegen wieder in ihm hoch.
Und als sich der Nikolaus später verabschiedete und mit lauten Gebimmel von dannen fuhr, stand unser Kätzchen dankbar und glücklich am Fenster und schaute zu wie sich die große Kutsche mit den vielen braunen Tieren in die Luft schwang und langsam am Horizont verschwand.
Es hatte wieder leicht angefangen zu schneien und als sich unser Kätzchen vom Fenstersims ins heimelige warme Wohnzimmer mit dem großen geschmückten Baum und den Geschenken und den vielen Menschen die alle so lieb zu ihm waren begab, da dachte es sich, wenn das Weihnachten ist, dann ist es das schönste, was ich je erlebt habe.
Kurz vor Weihnachten entdeckten Hans und Liese im Schaufenster des Spielzeugladens von Fräulein Holzapfel am Karolienenplatz eine bildhübsche Puppe mit echten Haaren und Schlafaugen und ein wunderschönes Segelschiff. Sie waren so begeistert davon, daß sie sofort nach Hause rannten und einen neuen Wunschzettel für das Christkind schrieben, mit dem Text: „Die Puppenküche und die Eisenbahn, die wir uns gewünscht haben, wollen wir nicht mehr haben. Wir wollen die Puppe und das Segelschiff aus dem Schaufenster von Fräulein Holzapfel!“ Sie legten den Wunschzettel wie den ersten aufs Fenstersims und beschwerten ihn mit einem Stein, damit der Wind ihn nicht wegblasen konnte. Am nächsten Tag fiel ihnen dann etwas Schreckliches ein. Möglicherweise verkaufte Fräulein Holzapfel die Puppe und das Segelschiff schon heute oder morgen an andere Leute, und wenn das Christkind zu ihr zum Einkaufen kam, waren nur noch andere Spielsachen zu haben?! – Zehn Minuten später standen sie heftig schnaufend vor Fräulein Holzapfel im Spielzeugladen. „Wir möchten Sie fragen, ob Sie nicht die Puppe und das Segelschiff für das Christkind zurücklegen wollen!“ sagte Liese. „Wir haben die Sachen nämlich auf unseren Wunschzettel geschrieben!“
„Ach!“ seufzte Fräulein Holzapfel. „Ich fürchte , das Christkind kommt in diesem Jahr überhaupt nicht zu mir zum Einkaufen! Es kauft ja so gut wie niemand etwas bei mir. Alle Leute gehen in die großen Kaufhäuser in der Stadt!“
Für Hans und Liese war das eine böse Überraschung. Mit langen Gesichtern verließen sie den Laden. „Man müßte halt dafür sorgen, daß das Christkind hierher kommt!“ meinte Hans schließlich. Liese nickte. „Ja, aber wie?“ Ihr fiel nichts ein. Auch Hans fiel nichts ein. So gingen sie niedergeschlagen nach Hause.
In der folgenden Nacht träumte dann Liese von einem riesengroßen Schneemann; der spazierte durch die Stadt, und alle Leute drehten sich nach ihm um. Da wußte Liese am nächsten Morgen, wie man dafür sorgen konnte, daß das Christkind zu Fräulein Holzapfel kam. Schon vormittags machte sie sich mit Hans daran, vor dem Spielzeugladen einen Schneemann zu bauen. Als der aber fertig dastand. war Liese nicht zufrieden mit ihm. Sie sagte: „Er ist viel zu klein, als daß das Christkind Lust kriegen könnte, ihn anzugucken! Er muß noch viel größer werden!“
Liese lieh sich deshalb von Fräulein Holzapfel einen Stuhl, damit sie an dem Schneemann höher hinaufreichte. Eine Viertelstunde später kamen dann zufällig drei Anstreicherlehrlinge mit einer Leiter vorbei. Als die hörten, um was es ging, halfen sie tüchtig mit. Da war der Schneemann schon bald vier Meter hoch. Doch in Lieses Augen war er immer noch zu klein. „Er muß noch größer werden!“ sagte sie.
Mittlerweile hatten sich auch eine Schar Buben und einige Männer eingefunden und halfen mit, den großen Schneemann zu bauen. Einer von den Männern war mit dem Hauptmann der städtischen Feuerwehr befreundet; mit dem telefonierte er jetzt vom nächsten Telefonhäuschen aus. Da kam wenig später mit lautem „Tatü! Tatü!“ ein großes rotes Feuerwehrauto angesaust. Die Feuerwehrmänner fuhren die lange, lange Leiter aus und halfen nun ebenfalls beim Bau des Schneemannes mit.
Da stand zwei Stunden später vor dem Schaufenster von Fräulein Holzapfel ein wunderschöner Schneemann; der war fast zehn Meter hoch. Er trug als Hut eine umgestülpte Waschbütte auf dem Kopf, als Augen hatte er zwei Briketts und als Nase hatte er eine große Zuckerrübe im Gesicht. Einen so riesengroßen, herrlichen Schneemann hatte man bis dahin noch nie in der Stadt gesehen. Im Nu war der Karolinenplatz schwarz vor lauter Menschen, die ihn sich anguckten. Und jeden Tag kamen andere Leute und sahen sich den Schneemann an. Und weil sie nun schon einmal da waren, gingen viele in den Spielzeugladen von Fräulein Holzapfel hinein und kauften Weihnachtsgeschenke. Offensichtlich ließ sich auch das Christkind von dem riesengroßen Schneemann anlocken und kaufte bei Fräulein Holzapfel ein. Am Heiligen Abend war der Spielzeugladen jedenfalls restlos ausverkauft! Alle Regale waren leer!
Hans und Liese aber fanden an diesem Heiligen Abend unterm Weihnachtsbaum nicht nur die gewünschte Puppe und das Segelschiff, sondern auch die Puppenküche und die Eisenbahn, die sie auf den ersten Wunschzettel geschrieben hatten. Da waren sie ganz fassungslos; sie dachten sich: „So brav, daß wir das verdient hätten, sind wir ja nun wirklich nicht gewesen!“ Daß ihnen nicht das Christkind, sondern Fräulein Holzapfel die Puppe und das Segelschiff geschenkt hatte, aus Dankbarkeit für ihre Hilfe, haben Hans und Liese nie erfahren. Bis heute nicht.
Die absoluten Lieblingsplätzchen meiner Familie. Zutaten:
250 g Butter 125 g Zucker 350 g Mehl 4 Eigelb etwas Vanille 1 Eigelb zum Bestreichen 100g gemahlene und geschälte Mandeln Johannisbeergelee
Zubereitung:
Die Butter wird schaumig gerührt, Eigelb, Zucker, Mehl und Vanille zugegeben und aus dieser Masse kleine Kugeln geformt, in deren Mitte man eine kleine Vertiefung mit dem Stiehl eines Holzrührlöffels drückt. Man bestreicht sie mit Eigelb, bestreut sie gemahlenen Mandeln und backt sie bei ca. 160 °C ca. 9 Minuten. In die Vertiefung gibt man dann einen Klecks Johannisbeergelee. Ich mache immer das Gelee heiß bis es flüssig ist und befördere es mit einer Spritze (bekommt man in der Apotheke) hinein.
Zutaten:
250 g Butter
250 g Zucker
125 g geschälte und gemahlene Mandeln
2 Eier
250 g Mehl
250 g Speisestärke
1 Pck. Vanillezucker
Zubereitung:
Zutaten mischen und mit einer Gebäckspritze in unterschiedlichen Formen auf das Blech spritzen. Bei ca. 175° C ca. 15 Minuten backen. Das Gebäck kann danach unterschiedlichst verziert werden.
2 Pfund Mehl 150-180 g Zucker 300 g Butter 1/2 Pfund Korinthen 1/2 Pfund Sultaninen 100 g weiße gehackte Mandeln einige Tropfen Bittermandelöl 100 g feingewiegtes Zitronat 8 g Salz ca. 3/8 – 1/2 Liter Milch 40 – 50 g Hefe
Zum Bestreichen: 50 g Butter und ca. 200 g Puderzucker
Zubereitung:
Die Hefe wird am Abend zuvor mit 1/8 Liter lauwarmer Milch aufgelöst und so viel Mehl dazugegeben, bis es ein dünner Teig ist, dann zugedeckt stehen lassen, das übrige Mehl zur Wärme gestellt und am andern Morgen der Teig gearbeitet. Oder früh morgens wird ungefähr ein Drittel des Mehles und die mit 3/8 Liter lauwarmer Milch aufgelöste Hefe zu einem glatten Hefenstück angemacht und warmgestellt. Nach 1 1/2 – 2 Stunden gibt man das übrige Mehl, Zucker, Butter, Salz, Zitrone zu, arbeitet einen festen Teig, dem man, falls notwendig, noch etwas warme Milch zufügt. Ist der Teig schön glatt gearbeitet und löst sich von der Schüssel, gibt man die vorgerichteten, gereinigten Sultaninen, Korinthen, Mandeln und Zitronat dazu und vermengt dann alles. Nun wird der Teig zugedeckt und wieder zum Gehen warmgestellt. Ist dies erreicht, wird er von allen Seiten zusammengeschlagen und wie ein zugespitzter Brotlaib geformt. Dann wird er mittels eines Rollholzes oder einer Weinflasche in der Mitte ziemlich stark eingedrückt und etwas gerollt, jedoch müssen die beiden Seiten noch dick bleiben während in der Mitte der Teig ziemlich dünn ist. Nun wird das Ganze mit zerlassener Butter bestrichen, drei Viertel übereinandergeschlagen und auf ein mit Butter bestrichenes Blech gelegt. Nachdem man den Stollen nochmals kurze Zeit (ungefähr 1/2 Stunde) hat gehen lassen, backt man ihn in gut heißem Ofen etwa 1-1 1/4 Stunden. Sobald der Stollen aus dem Ofen kommt, wird er mit zerlassener Butter bestrichen dick mit Staubzucker bestreut.
Der Einfachheit halber nehme ich Trockenhefe, damit entfällt der Vorteig.
Also einfach alle Zutaten mischen und mehrere Stunden gehen lassen. Die Menge ergibt 2 größere Stollen die aber auf ein Backblech passen. Bitte aufpassen weil der Teig im Ofen nochmal aufgeht. Die Stollen streiche ich mit ca. 200 g Butter ein, das macht den Teig nocheinmal zusätzlich mürbe.
Ach ja, beim Zitronat nehme ich nur die Hälfte weil meine Familie das nicht so gerne mag (oder lasse es wie heute einfach ganz weg).
Die bevorstehende Geburt des Christkinds bereitete den Engeln ziemliches Kopfzerbrechen. Sie mussten nämlich bei ihren Planungen sehr vorsichtig sein, damit die Menschen auf Erden nichts davon bemerkten. Denn schließlich sollte das Kind in aller Stille geboren werden und nicht einen Betrieb um sich haben, wie er in Nazareth auf dem Wochenmarkt herrschte.
Probleme gab es auch bei der Innenausstattung des Stalles von Bethlehem. An der Futterraufe lockerte sich ein Brett aber hat jemand schon einmal einen Engel mit Hammer und Nagel gesehen?! Das Stroh für das Krippenbett fühlte sich hart an, das Heu duftete nicht gut genug, und in der Stalllaterne fehlte das Öl.
Aber auch was die Tiere anbetraf, gab es allerhand zu bedenken. Genau an dem für den Engelschor auserwählten Platz hing ein Wespennest. Das musste ausquartiert werden. Denn wer weiß, ob Wespen einsichtig genug sind, um das Wunder der Heiligen Nacht zu begreifen? Die Fliegen, die sich Ochse und Esel zugesellt hatten, sollten dem göttlichen Kind nicht um das Näslein summen oder es gar im Schlafe stören. Nein, kein Tier durften die Engel vergessen, das etwa in der hochheiligen Nacht Unannehmlichkeiten bereiten könnte.
Unter dem Fußboden im Stall wohnte eine kleine Maus. Es war ein lustiges Mäuslein, das sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen ließ, höchstens, wenn die Katze hinter ihm her war. Aber dann flüchtete es schnell in sein Mäuseloch zurück. Im Herbst hatte die Maus fleißig Früchte und Körner gesammelt; jetzt schlief sie in ihrem gemütlichen Nest. Das ist gut, dachte der verantwortliche Engel, wer schläft, sündigt nicht, und bezog die Maus nicht weiter in seine Überlegungen ein.
Nach getaner Arbeit kehrten die Boten Gottes in den Himmel heim. Ein Engel blieb im Stall zurück; er sollte der Mutter Maria in ihrer schweren Stunde beistehen. Damit aber keiner merkten konnte, dass er ein Engel war, nahm er seine Flügel ab und legte sie sorgsam in eine Ecke des Stalles. Als die Mutter Maria das Kind gebar, war sie sehr dankbar für die Hilfe des Engels.
Denn kurz darauf kamen schon die Hirten, nachdem sie die frohe Botschaft gehört hatten, und der Hütehund und die Schafe. Obwohl die Männer sich bemühten, leise zu sein, und sozusagen auf Zehenspitzen gingen, klangen ihre Schritte doch hart und der Bretterboden knarrte. War es da ein Wunder, dass die Maus in ihrem Nest aufwachte? Sie lugte zum Mäuseloch hinaus und hörte die Stimme “ Ein Kind ist uns geboren …“, konnte aber nichts sehen.
Neugierig verließ sie ihr schützendes Nest und schon war die Katze hinter ihr: Schnell wollte das Mäuslein in sein Mäuseloch zurück, aber ein Hirte hatte inzwischen seinen Fuß darauf gestellt. „Heilige Nacht hin oder her“, sagte die Katze zu der entsetzten Maus, „jetzt krieg ich dich!“ Und damit ging die wilde Jagd los. Die Maus in ihrer Angst flitzte von einer Ecke in die andere, sauste zwischen den Beinen der Hirten hindurch, huschte unter die Krippe und die Katze immer hinterher: Zwischenzeitlich bellte der Hütehund und die Schafe blöckten ängstlich. Irgendwo gackerte aufgeregt eine Henne.
Die Hirten wussten nicht recht, was los war, denn eigentlich waren sie gekommen, um das Kind anzubeten. Aber sie konnten ja ihr eigenes Wort nicht mehr verstehen, und alles rannte durcheinander: Es ging zu wie in Nazareth auf dem Wochenmarkt.
Als die Engel im Himmel das sahen, ließen sie buchstäblich ihre Flügel hängen. Es ist tröstlich zu wissen, dass auch so unfehlbare Wesen wie Engel nicht an alles denken. Das Mäuslein indessen befand sich in Todesangst. Es glaubte seine letzte Sekunde schon gekommen, da flüchtete es in seiner Not unter die Engelsflügel. lm gleichen Moment fühlte es sich sachte hochgehoben und dem Zugriff der Katze entzogen. Das Mäuslein wusste nicht, wie ihm geschah. Es schwebte bis unters Dachgebälk, dort hielt es sich fest. Außerdem hatte es jetzt einen weiten Blick auf das ganze Geschehen im Stall.
Die Katze suchte noch ungläubig jeden Winkel ab, aber sonst hatte sich alles beruhigt. Der Hütehund, bewachte die ruhenden Schafe. Die Hirten knieten vor der Krippe und brachten dem Christkind Geschenke dar. Alles Licht und alle Wärme gingen von diesem Kinde aus. Das Christkind lächelte der Maus zu, als wollte es sagen, „Gell, wir wissen schon, wen die Katze hier herunten sucht“. Sonst hatte niemand etwas von dem Vorkommnis bemerkt.
Außer dem Engel, der heimlich lachen musste, als er die Maus mit seinen Flügeln sah. Er kicherte und gluckste trotz der hochheiligen Stunde so sehr, dass sich der heilige Josef schon irritiert am Kopf kratzte. Es sah aber auch zu komisch aus, wie die kleine Maus mit den großen Flügeln in die Höhe schwebte. Die erstaunte Maus hing also oben im Dachgebälk in Sicherheit.
Und ihre Nachkommen erzählen sich noch heute in der Heiligen Nacht diese Geschichte. Macht ihnen die Speicher und Türme auf, damit sie eine Heimat finden – die Fledermäuse – wie damals im Stall von Bethlehem.
Erleben eigentlich Stadtkinder Weihnachtsfreuden? Erlebt man sie heute noch? Ich will es allen wünschen, aber ich kann es nicht glauben, daß das Fest in der Stadt mit ihren Straßen und engen Gassen das sein kann, was es uns Kindern im Walde gewesen ist.
Der erste Schnee erregte schon liebliche Ahnungen, die bald verstärkt wurden, wenn es im Haus nach Pfeffernüssen, Makronen und Kaffeekuchen zu riechen begann, wenn am langen Tische der Herr Oberförster und seine Jäger mit den Marzipanmodeln ganz zahme, häusliche Dinge verrichteten, wenn an den langen Abenden sich das wohlige Gefühl der Zusammengehörigkeit auf dieser Insel, die Tag und Tag stiller wurde, verbreitete.
In der Stadt kam das Christkind nur einmal, aber in der Riß wurde es schon Wochen vorher im Walde gesehen, bald kam der, bald jener Jagdgehilfe mit der Meldung herein, daß er es auf der Jachenauer Seite oder hinter Ochsensitzer habe fliegen sehen. In klaren Nächten mußte man bloß vor die Türe gehen, dann hörte man vom Walde herüber ein feines Klingeln und sah in den Büschen ein Licht aufblitzen. Da röteten sich die Backen vor Aufregung, und die Augen blitzten vor freudiger Erwartung. Je näher aber der Heilige Abend kam desto näher kam auch das Christkind ans Haus, ein Licht huschte an den Fenstern des Schlafzimmers vorüber, und es klang wie von leise gerüttelten Schlittenschellen. Da setzten wir uns in den Betten auf und schauten sehnsüchtig ins Dunkel hinaus; die großen Kinder aber, die unten standen und auf eine Stange Lichter befestigt hatten, der Jagdgehilfe Bauer und sein Oberförster, freuten sich kaum weniger.
Es gab natürlich in den kleinen Verhältnissen kein Übermaß an Geschenken, aber was gegeben wurde, war mit aufmerksamer Beachtung eines Wunsches gewählt und erregte Freude. Als meine Mutter an einem Morgen nach der Bescherung ins Zimmer trat, wo der Christbaum stand, sah sie mich stolz mit meinem Säbel herumspazieren, aber ebenso frohbewegt schritt mein Vater im Hemde auf und ab und hatte den neuen Werderstutzen umgehängt, den ihm das Christkind gebracht hatte.
Wenn der Weg offen war, fuhren meine Eltern nach den Feiertagen auf kurze Zeit zu den Verwandten nach Ammergau. Ich mag an die fünf Jahre gewesen sein, als ich zum ersten Male mitkommen durfte, und wie der Schlitten die Höhe oberhalb Wallgau erreichte, von wo sich aus der Blick auf das Dorf öffnete, war ich außer mir vor Erstaunen über die vielen Häuser, die Dach an Dach nebeneinander standen. Für mich hatte es bis dahin bloß drei Häuser in der Welt gegeben.